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Dorfchefs wollen Taten bei Agrar

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Sa, 24.09.2011
Dorfchefs wollen Taten bei Agrar
LH Günther Platter hatte die Hardliner bei den Agrargemeinschaften aufgefordert, einzulenken. Passiert ist das nicht.


Von Anita Heubacher
Innsbruck – Auf den Konten der Gemeinden tut sich nichts. Kein Geld ist bis dato von den Hardliner Agrargemeinschaften überwiesen worden.
Dabei hatte Landeshauptmann Günther Platter (VP) bereits mehrmals angekündigt, in Sachen Agrargemeinschaft werde sich etwas rühren. Die Gesetzeslage ist klar. Die geforderten Aktontozahlungen in strittigen Fällen lassen aber auf sich warten.
Mehr noch, von verhärteten Fronten ist die Rede. Auch die Entwicklung in Mieders, wo die Agrargemeinschaft Investitionen tätigt, die auch der Gemeinde zugutekommen, lassen beim Neustifter Bürgermeister Peter Schönherr keine Hoffnung aufkeimen. „Das ist doch eine Augenauswischerei“ lautet sein Kommentar zu Mieders. Von einem Erfolg oder gar einem Fortschritt will er nicht reden. „Der Landeshauptmann soll endlich vollen Druck machen.“ Ein Bürgermeister, der das Gesetz breche, „ist weg vom Fenster“. Bei den Agrargemeinschaften müsse dasselbe gelten. „Die Obmänner sollen aus ihren Funktionen entfernt werden und nicht wie die Kaiser durchs Dorf marschieren.“ Erst letzte Woche ist Schönherr bei Platter und Agrarreferent Anton Steixner (VP) vorstellig geworden, um zu berichten, dass sich nichts tut. „Die Agrargemeinschaft hat sich eingebunkert.“
Dasselbe Klagelied kann Maria Zwölfer in Lermoos singen. „Es braucht endlich ein Machtwort der Behörde und des Landeshauptmannes“, stellt sie klar. Von einer Annäherung könne gar keine Rede sein. „Zwei Akontozahlungen von je 10.000 Euro haben die Agrargemeinschaften abgelehnt.“ Wie viel Geld der Gemeinde zusteht, ist für Zwölfer schwer herauszufinden. Sie könne die Bücher zwar einsehen, jedoch keine Kopien anfertigen. Zwischen 50.000 und 70.000 Euro jährlich, kalkuliert Zwölfer, würden der Gemeinde zustehen, Jagdpacht und der Überling aus der Holzwirtschaft nicht mitgerechnet. Die Gemeinde sei handlungsunfähig. „Wir können nicht einmal ein Budget machen und jetzt ist bald Oktober.“
Kleinere Brötchen werden in Obernberg gebacken. Der Ärger ist aber gleich groß. „Bei uns geht es um Bagatellbeträge zwischen 300 und 5000 Euro, aber selbst die will die Agrargemeinschaft nicht zahlen“, erklärt Bürgermeister Roman Grünerbl. Die Einzigen, die profitieren würden, seien die Rechtsanwälte. „Wir hängen in der Luft. Die Behörde und der Landeshauptmann sollen endlich einschreiten.“
Die Agrarbehörde bezeichnet 30 Agrargemeinschaften als „Hardliner“, die sich von selbst nicht bewegen.

Gemeinden stöhnen:
Peter Schönherr: „Ich erwarte mir, dass der LH vollen Druck ausübt. Die Agrarier in Neustift im Stubaital sollen aus ihren Funktionen entfernt werden, weil sie das Gesetz brechen.“
Maria Zwölfer: „Es ist nach der Ankündigung von Günther Platter gar nichts passiert. Bei allen vier Agrargemeinschaften in Lermoos herrscht Stillstand. Es braucht ein Machtwort.“
Roman Grünerbl: „Ich erwarte mir, dass das Land endlich durchgreift. Wir hängen in der Luft. Das Geld der Gemeinde Obernberg wird von der Agrar an Rechtsanwälte verpulvert.“