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Koschuh: Offener Brief - Sonderlandtag Agrargemeinschaften

Innbruck, 7.2.2013
Liebe MedienvertreterInnen, ich darf Ihnen den heute vormittag ausgeschickten Offenen Brief an Landtagspräsidenten DDr. Herwig van Staa, Landeshauptmann Günther Platter, sämtliche Regierungsmitglieder sowie alle Landtagsabgeordneten zukommen lassen.
Freundliche Grüße, Markus Koschuh

Offener Brief - Sonderlandtag Agrargemeinschaften

Sehr geehrter Herr Präsident zum Tiroler Landtag,
sehr geehrter Herr Landeshauptmann,
sehr geehrte Damen und Herren Landtagsabgeordnete,

Politik ist nicht immer lustig und es ist nicht immer lustig, ein politisch denkender Mensch zu sein. Vor allem, wenn man, wie wohl sie alle, Privilegien für nicht mehr zeitgemäß hält und es im Gegenzug für höchst an der Zeit ansieht, endlich der Gerechtigkeit wieder auf die Beine zu helfen. Um das zu wollen und anzustreben, muss man kein Kommunist sein, sondern einzig und alleine an die Sinnhaftigkeit eines Rechtsstaates glauben.

Im Zuge der Recherchen zu meinem Kabarettprogramm „Agrargemein“ bin ich auf Vieles gestoßen, was ich erst noch bestätigt haben wollte – so Unglaubliches war mir zu Ohren gekommen. Und leider haben meine monatelangen Recherchen nicht nur so ziemlich Alles, was ich gehört hatte, bestätigt, sondern noch viel Dreisteres ans Tageslicht gebracht. Lediglich einen Bruchteil davon konnte ich in ein Kabarettprogramm packen. Ich hätte durchaus Stoff für zwei, drei weitere Programme. Tausende Tirolerinnen und Tiroler sind in Innsbruck und den Bezirken zu den Aufführung geströmt und tun das nach wie vor. Sie sehen: die Causa „Agrargemeinschaften“ wühlt auf, bewegt, polarisiert.

Seit Jahren ziehen sich die Risse, die das Thema „Agrargemeinschaften“ verursacht, nicht mehr nur quer durch Dörfer sondern quer durch Familien. Wie in meinem Kabarettprogramm aufgezeigt, ist der inoffizielle Wanderpokal „1. Platz VfGHaHa“ mittlerweile von Kärnten an Tirol weitergereicht worden. Bürgermeister haben große Finanzsorgen, während manche Agrargemeinschaften auf millionenschweren Rücklagen sitzen. Selbst Agrarobmänner, die sich „Agrargemein“ angesehen haben, mussten im persönlichen Gespräch zugeben: ja, da ist was aus dem Ruder gelaufen.

Die Crux an der jahrelang schwelenden Debatte ist: kaum wer kennt sich wirklich aus – und Halbwissen ist gefährlich. Es führt zu Ausgrenzung und Diffamierung der jeweils anderen Seite und dazu, dass einige Wenige recht gut an rechtlichen Auseinandersetzungen verdienen. Ich könnte Ihnen zumindest 5 brandaktuelle haarsträubende Fälle nennen, will in diesem Brief aber allgemein bleiben.

Ich ersuche Sie, über ihre Partei-Schatten zu springen und in der Sache Mut zu beweisen. Sehen Sie es als egal an, von welcher Partei die Idee zu einem Sonderlandtag zum Thema „Agrargemeinschaften“ gekommen ist und setzen sie sich in Ihrer Funktion für Gerechtigkeit ohne Privilegien ein und unterstützen Sie jene Bürgermeister, die ein Großteil ihrer Zeit ihrer Gemeinde widmen. Tun Sie dies auch deshalb, weil durch das Handeln Dutzender Gemeindeguts-Agrargemeinschaften die mehr als tausend Tiroler Agrargemeinschaften in ihrer Gesamtheit längst großen Schaden in ihrem Ansehen erlitten haben.

Zeigen Sie der Tiroler Bevölkerung, dass der Tiroler Landtag auch noch in Wahlkampfzeiten den Mut zu richtungsweisenden und richtigen Gesetzesbeschlüssen hat, lassen Sie den jüngsten Vorstoß für einen Sonderlandtag nicht in diversen Ausschüssen "versanden" und sorgen Sie mit einem denkwürdigen und wohl auch geschichtsträchtigen Beschluss im Rahmen eines Sonderlandtags für einen Schlusspunkt in die Endlos-Debatte Agrargemeinschaften.

Darum bitte ich Sie mit freundlichen Grüßen,
Markus Koschuh

Markus Koschuh
Jahnstraße 19
A-6020 Innsbruck


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