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Brodeln Im Bauernbund

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Mo, 03.10.2011
 
Innsbruck
 
Brodeln im Bauernbund, Agrar West vor Gründung
Agrargemeinschaften gründen im Oktober den Agrargemeinschaftsver-band West, Steixner sucht Gespräch mit verärgerten Funktionären.


Von Peter Nindler
Innsbruck – Im Tiroler Bauernbund herrscht Alarmstimmung. Vor allem die Funktionäre, die gleichzeitig Mitglieder von Gemeindeguts- agrargemeinschaften sind, wollen den Kurs des Bauernbundes in dieser Frage nicht mehr mittragen und fühlen sich nicht mehr vertreten. Während das Land Tirol, Bauernbund und Landwirtschaftskammer das Verfassungsgerichtshoferkenntnis zu den aus Gemeindegut entstanden Agrargemeinschaften konsequent umsetzen wollen, sehen die Agrarfunktionäre darin jedoch einen Angriff auf ihr Eigentum. Sie legen sich quer, vor allem bei den Jahresrechnungen kommt es zu ständigen Querschüssen.
Nach den vier vom Land eingesetzten Sachverwaltern in Mieders, Unterlangkampfen, Unterperfuss und in Neustift laufen derzeit vier weitere Verfahren auf Einsetzung von Sachverwaltern – und zwar in Lermoos, Breitenwang, Matreiwald und in Niederbreitenbach. Die Agrargemeinschaften reagieren darauf jetzt mit Zusammenschlüssen zu so genannten Agrargemeinschaftsverbänden, um ihre Interessen noch gezielter zu bündeln. Doch damit nicht genug: Mitte Oktober soll gemeinsam mit Vorarlberg der Agrargemeinschaftsverband West mit 30 Ausschussmitgliedern und einem fünfköpfigen Vorstand aus der Taufe gehoben werden. Der Verband versteht sich laut Eigendefinition als Interessenvertretung der Besitzer von Grund und Boden.
Keine Freude mit dieser Entwicklung hat VP-Bauernbundobmann und Agrarreferent LHStv. Toni Steixner. „Ich kann das nicht ganz verstehen“, erklärt er gegenüber der TT. Offen gibt er jedoch zu, dass es Verärgerung bei den Bauern gibt. „Ich spüre bei einzelnen Bauernvertretern eine sehr kritische Stimmung.“ Einmal mehr verteidigt er die Vorgehensweise des Landes. „Wir setzen das höchstgerichtliche Erkenntnis um – nicht mehr.“ Keinesfalls wolle das Land den Fortbestand der Agrargemeinschaften gefährden.
Für die ständigen Diskussionen macht Steixner Angriffe auf beiden Seiten, sowohl von Gemeinde- als auch von Agrargemeinschaftsvertretern, verantwortlich. „Das bringt nichts, wichtig sind einvernehmliche Lösungen in den Gemeinden.“ Dass die Agrargemeinschaftsfrage zu einer Spaltung des Bauernbundes führt, glaubt Steixner nicht. „Die meisten Funktionäre wissen, dass unser Weg vernünftig und richtig ist.“ Trotzdem: Im Winter will Steixner eine Aufklärungstour im Bauernbund machen. Er sucht dabei das Gespräch mit den verärgerten Funktionären. „Mir geht es darum, ihnen unsere Position offen darzulegen.“