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Sandgrubers Bestellung - Landesregierung sagte Unwahrheit

Über Empfehlung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an Landtagspräsident DDr.Herwig van Staa wurde Prof. Sandgruber von der Landesregierung für das Gutachten zu den NS-Regulierungen in Osttirol ausgewählt. Die zu diesem Anlass gemachten Erklärungen der Regierung entsprechen daher nicht der Wahrheit, wenn man den Ausführungen des Landtagspräsidenten in der Landtagssitzung vom 30.01.2013 glauben darf.

Platter, Steixner und Tratter schrieben an die Osttiroler Bürgermeister "..., dass auf Vorschlag der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg der Historiker Roman Sandgruber von der Universität Linz ein Gutachten erstellt hat, ... .", das Gleiche stand in der Aussendung des Landespressedienstes.

Steixner beantwortet eine schriftliche Anfrage Dinkhausers im Landtag:
"Wie ist die Landesregierung auf Univ. Prof. Dr. Roman Sandgruber gestoßen?
Dieser wurde von Frau Dr. Esther Fritsch, Präsidentin der israelischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, namhaft gemacht."

Magnus Gratl vom Bauernbund wiederholte in einer Presseaussendung die Aussage inhaltlich "... Prof. Roman Sandgruber wurde von der israelitischen Kultusgemeinde vorgeschlagen ... "

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Frau Esther Fritsch, hat demgegenüber in einem persönlichen Gespräch im Oktober mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass sie dem Landhaus auf Anfrage eine Liste von Historikern übermittelt habe, ohne irgend eine Empfehlung auszusprechen.

Landtagspräsident DDr.Herwig van Staa hat nun am 30.01.2013 in einer Rede im Landtag ausgeführt, wie die Bestellung Prof. Sandgrubers verlaufen sei.
30.01.2013 Nachmittag, ab ca. min. 39:00

Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa:
"Ich wurde vom Herrn Landeshauptmann angefragt, ob ich behilflich sein könnte, einen Gutachter zu nominieren zur Frage des Vorwurfs, dass die Agrargemeinschaften, die Administration Tirols nach dem Krieg nationalsozialistisches Gedankengut nahtlos fortgesetzt hat in der Verfolgung der Ziele und der Entscheidungen des Beamten Haller."

Und weiter die Antwort:
"Herr Landeshauptmann, wende Dich an die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, damit sie Dir sage, wer von den Historikern außer jedem Zweifel steht, irgendwo im nationalsozialistischen Bereich angestreift zu sein."

Der Informationsweg: "Esther Fritsch hat mir zurückgeschrieben ..."
Von Frau Präsidentin Fritsch wurden in der Folge zwei Listen von Wissenschaftlern, die nicht von ihr erstellt wurden, an das "Landhaus" weitergeleitet. Auf der zweiten Liste wurde auch Prof. Sandgruber genannt. Sie hat dabei keine Empfehlung abgegeben.

Die Entscheidungsfindung:
"Was glauben Sie, was ich dann gemacht habe? Ich habe die Österreichische Akademie der Wissenschaften angefragt, die Historikervertreter, ... welche am ehesten zu empfehlen wären.
... Die Universität Innsbruck hat gesagt, keine Innsbrucker ... Die anderen waren der Meinung, der bestausgebildetste Mann sei Prof. Sandgruber. ... Ich habe das, so wie ich es hier sage, dem Herrn Landeshauptmann mitgeteilt."

Also, Prof. Sandgruber wurde dem Land Tirol von der Österr. Akademie der Wissenschaften, am Wege des Herrn Landtagspräsidenten, vorgeschlagen und nicht, wie mehrfach öffentlich behauptet, von der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg oder gar von Frau Präsidentin Esther Fritsch.

Die Schreiben der Tiroler Landesregierung an die Bürgermeister, die Presseaussendung, die Aussagen bei der Pressekonferenz und die Anfragebeantwortung Steixners entsprechen nicht der Wahrheit.

Somit ergibt sich nach dieser Rede noch eindeutiger, dass gegen die tatsächliche Entscheidungsfindung der Name der Israelitischen Kultusgemeinde in der Öffentlichkeit wissentlich vorgeschoben, mißbraucht wurde.
Mißbraucht, um ein quasi augenfälliges Opfer-Szenario für den Slogan "Bauern nicht Täter, sondern Betroffene des NS-Regimes" zu konstruieren. Siehe die Presseaussendung des Landespressedienstes.
Es ist nochmals ausdrücklich festzuhalten, dass an keiner Stelle der oppositionellen Veröffentlichungen im Juni 2012 "die Bauern" als Täter beschuldigt wurden.

Anzumerken ist auch, dass die ursprüngliche, vom Landtagspräsidenten berichtete Vorgabe an einen Gutachter "dass die Administration Tirols nach dem Krieg nationalsozialistisches Gedankengut nahtlos fortgesetzt hat in der Verfolgung der Ziele und der Entscheidungen des Beamten Haller."  von Prof. Sandgruber überhaupt nicht untersucht wurde.
Die nahtlose Fortsetzung wurde übrigens durch den wenige Wochen nach dem Sandgruber-Gutachten veröffentlichten 10-Jahres-Bericht 1949-1958 des Behördenleiters unbestreitbar dokumentiert.
>>Die nahtlose Fortsetzung des Unrechts>>

Es ist  zu wiederholen: Die Vorgangsweise der Tiroler Landesregierung, namentlich der verantwortlich zeichnenden Herren Platter, Steixner und Tratter, war schändlich und schäbig.
Man muss kein Historiker sein, um das zu erkennen. Es ist ungeheuerlich und unredlich, diese dazu passenden Worte des Herrn Landtagspräsidenten darf man nicht verschweigen.
Bei meiner Ehr'.